Sonntag, 24. Juli 2011

Endlich Kanada!


Schon lange war es mein Wunsch dieses Land zu besuchen, erst recht, seit es quasi in meiner Nachbarschaft liegt. Es war mir leider nicht möglich etwas länger als nur ein paar Tage zu bleiben, denn ich muss mir vorerst meinen Urlaub für das nächste Jahr aufsparen. Deshalb wurde nur Toronto besucht und ein Ausflug an die Niagara Fälle unternommen. Es standen auch wieder Besuche in einigen Hard Rock Cafes an.

Der Flug über Dallas, TX, wurde so gebucht, dass man abends noch etwas in Toronto unternehmen konnte. Aber Pustekuchen. Schon in El Paso war der Flieger 3 Stunden zu spät. Und dafür mitten in der Nacht aufstehen!!! Nun ja, der Anschlussflug war weg, deshalb buchte man einen anderen Flieger. Es ging nun über Chicago. Und das erster Klasse! Der fast einzige Trost an diesem Tag. Der Flieger aus Chicago war auch zu spät. Das bedeutete fünf Stunden am Flughafen festsitzen. Endlich in Chicago gelandet, kam der nächste Hammer. Den Anschlussflug hatte man schon umgebucht. Der Witz war, dass dieser Flug aber auch zu spät rausging, also noch hätte genutzt werden können, Reservierungen aber schon gestrichen wurden. An der Kundenbetreuung schaute man einen nur an wie ein Pferd, das Gras kaut. Keiner wollte/konnte helfen. Dann sprach ich einfach eine Angestellte an und das Problem löste sich binnen von Minütchen. Fast. Denn der vorletzte Flug nach Toronto war überbucht! Und man musste Freiwillige suchen, die auf diesen Flug verzichten. Man bot ihnen eine Hotelübernachtung, ein Ticket für den ersten Weiterflug am nächsten Tag und einen Reisegutschein im Wert von 350 USD. Ich hatte Glück und konnte in den vorletzten Flieger steigen, der an diesem Tag Chicago verlies. Viel zu spät kam ich in Toronto an und mein Köfferchen war verschwunden. Man versprach es asaps zu finden und mir ins Hotel zu schicken. Na toll! Wenigstens klappte es mit dem Hotel Shuttle. Gegen kurz nach 1 Uhr in der Früh hundemüde ins Bett gefallen. Mit Ausschlafen war aber aufgrund von einem Termin am Folgetag nicht zu rechnen.

Dass Gepäck verloren geht, ist nicht neu. Das Hotel (Delta Chelsea Inn – mitten in Toronto Downton) stellte zum Glück verschiedene Hygieneartikel kostenlos zur Verfügung.

Die Luftfeuchtigkeit ist in Toronto im Vergleich zu Neu Mexiko recht hoch. Das war ungewohnt und so schwitzte ich schon nach etwa einem Kilometer Fußmarsch durch die Stadt auf dem Weg zur Autovermietung.

Nach einer Stunde wurde endlich die Autovermietung gefunden. Versteckter ging es wohl nicht. Die Straßennummern in der East Bloor Street sind so verwirrend! Der Portier vom Marriott Hotel half zum Glück und sagte, dass man bei der Hausnummernvergabe wohl betrunken gewesen sein muss. Ähnliches meinte auch der Autovermieter. Der Straßenverkehr ist in Toronto sehr gut geregelt. Die Ampelschaltung funktioniert viel besser als in USA (empfand ich jedenfalls so). Und am besten hat mir die Autobahn gefallen. Das Tempolimit war zwar bei 90 km/h (ja, in Kanada fährt man nach Kilometern pro Stunde), aber der Verkehr floss einwandfrei und die Autobahnauffahrten waren gescheit lang. Allerdings ist die Polizei wohl etwas bissig. Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen und hielt mich schön ans Tempolimit. Auf einem Schild stand, wenn man mehr als 50 km/h über dem Limit fahren würde, müsse man mit einer Geldstrafe von bis zu 10.000 CAD und Gefängnisstrafe rechnen.

Nach etwas über einer Stunde auf der Autobahn war das Ziel Niagara erreicht! Schon von der Straße aus sind die Wasserfälle zu sehen. Aber erstmal stand Parkplatzsuche an. Aber Vorsicht, einmal falsch abgebogen und schon ist Umkehren unter Umständen nicht mehr möglich, Grenzgebiet. So passiert und selbst „ausprobiert“. Also erstmal in die USA fahren. Dort bekommt man am Grenzübergang die selben nervigen Fragen wie am Flughafen gestellt.

Niagara – USA. Bei weitem nicht so schön wie Niagara – Kanada. Aber auch hier ist Parkplatzsuche angesagt. Nun ja, wäre ich nicht an einem Wochenende, an dem in den USA Feiertag (Memorial Day) ist und zudem die Ferien beginnen, angereist, wäre das bestimmt kein Problem. Aber ich fand ein Parkhaus für 10 USD/Tag. So lange wollte ich aber nicht bleiben. Ich suchte erstmal ein Restaurant auf und spazierte dann ein wenig rum. Aber die Menschenmassen nervten unheimlich. So machte ich nur ein paar Fotos und ging dann wieder. Die Einreise nach Kanada dauerte etwas länger, als die Einreise in die USA. Stau auf der Brücke, langsames Vorankommen, wieder die selben blöden Fragen...

Welche Staatsangehörigkeit?

DEUTSCH

Wo leben Sie?

NEW MEXICO - USA

Warum reisen Sie in die USA/nach Kanada ein?

URLAUB

So oft hintereinander habe ich noch nie die Grenze innerhalb kürzester Zeit übertreten und es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag gewesen sein.

Wieder in Kanada erneute Parkplatzsuche. Dafür bot sich das Sheraton an, bzw. dessen Parkhaus. Es liegt sehr nahe an den Fällen. Das Auto hätte auch in den USA bleiben können, aber wer weiß was der Zoll zu den Einkaufstüten gesagt hätte (Einfuhrzoll usw...). Nach der Parkplatzsuche musste erstmal Rast im HRC-Niagara Canada gemacht und einen Starbucks überfallen werden. An einem Feiertagswochenende ist in Nationalparks und –monuments einiges los. Aber in Niagara verteilete es sich doch ganz gut. Nach Überquerung der Straße, die parallel zum Niagara Fluss verläuft, wurde die Rainbow Bridge ein weiteres Mal besucht, ohne Auto. Dieses Mal keine blöden Fragen bei der Grenzüberschreitung, aber 50 Cent Brückenbenutzungsgebühr (egal ob USD oder CAD).

Auf der Brücke ist war es sehr windig, aber von der Mitte der Brücke aus bietet sich ein wunderschöner Blick auf die Wasserfälle. Wer will, steht mit dem linken Bein in den USA und mit dem rechten in Kanada. Die Sonne strahlte und die Luft tat sehr gut. Links war die amerikanische Aussichtsplattform und der Zugang zur amerikanischen Maid of the Mist zu sehen.

Durch die Plattform leicht verdeckt die amerikanischen Wasserfälle. Unten und oben waren viele Menschen unterwegs. Die abenteuerlustigen Touristen trugen blaue Regencapes und Taucherbrillen. Das schaukelnde und rappeldicke volle Boot machte sich auch sogleich auf den Weg zum Horseshoe-Bend (die kanadischen Wasserfälle). Es fährt sehr nahe an die Wasserfälle heran. Ich wage aber zu bezweifeln, dass man von dort unten überhaupt was sieht ausser dichten Nebel aus klitzekleinen Wassertropfen. Fotos sind somit unmöglich. Und dafür lange anstehen und Geld bezahlen? Nein danke, darauf konnte ich verzichten. Etwas später konnte ich beobachten, wie ein paar Touristen in den Restrooms dabei waren zu versuchen sich über den Lufttrocknern, die man sonst zum Händetrocknen nutzt, abzutrocknen. Klitschnass waren sie.

Gerade zu schaut man auf den Horseshoe-Bend. Seine Gestalt gab ihm den Namen. Der kanadische Wasserfall schaut aus wie ein Hufeisen. Weiter rechts schaut man auf gepflegte Grünanlagen mit breiten Fußwegen, viele Touristen, hier und da ein Eis-Stand. Fast genau gegenüber von der amerikanischen Maid of the Mist befindet sich die kanadische Version (siehe Foto). Man sieht auch hier viele Menschen anstehen und in seltsamen Gewändern gekleidet. Das Boot, ebenso voll wie das Boot von der Nachbaranlegestelle, hat den gleichen Weg. Auf dem Weg zurück nach Kanada wieder Grenzkontrollen, für Fußgänger zum Glück viel schneller. Nur der Beamte war leicht angenervt, die können wohl nicht anders.

Nächste Station Horseshoe-Bend. Auf dem Weg dort hin läuft man fast wie durch einen Park. Da die Anglage gut gestaltet wurde, tritt man sich auch nicht gegenseitig auf die Füße, es verläuft sich alles. Von der kanadischen Seite ist der Blick auf die amerikanischen Niagara-Fälle viel schöner, als von der amerikanischen Seite. Man kann von hier aus sehen, dass es auf der amerikanischen Seite auch die Möglichkeit gibt zu Fuß fast bis an den Fluß zu gelangen. Den Berg hinunter, möglichst nah am Ufer und an die Stelle wo das Wasser aus der Höhe herunterfällt und in den Fluss eintaucht. Auch hier schützt man sich gegen den Nieselregen.

Kurz vor der Stelle, an der man etwa einen Meter vom kanadischen Niagarafall das Wasser und die Abbruchstelle zum Anfassen nah hat, bietet sich ein schöner Blick auf die Rainbow-Bridge (umdrehen nicht vergessen). Dann erklärt sich auch von selbst, wie die Brücke zu ihrem Namen kam. Durch das Wasser und den Sonnenschein bildet sich ein Regenbogen (Rainbow). Fantastisch, das so zu sehen.

Wie schon gesagt, kommt man hier dem kanadischen Niagarafall sehr nahe. Bis auf einen Meter an die Stelle, wo es für das Wasser abwärts geht. Entsprechend viele Menschen sammeln sich hier an. Mit Wartezeit ist zu rechnen, bis man selbst eine Chance bekommt direkt am Ufer zu stehen. Die Leute drängelten unheimlich, machten Fotos und zerquasselten die ganze Atmosphäre. Es war nicht leicht einfach dem Wasser zu lauschen und sich nur darauf zu konzentrieren. Es hört sich genial an. Und mit welcher Geschwindigkeit das Wasser hinabfliesst! Sonderlich tief schaut der Fluss übrigens nicht aus. Zumindest nicht an dieser Stelle, ich mag mich irren, aber ich glaube dass er hier nicht tiefer als eine halbe Armlänge ist.

Man kann so einiges hier unternehmen, ausser Wandern oder Spazieren zu gehen. Man kann radeln, oder auch den Bus nehmen, um von der einen zur anderen Atrakktion zu kommen. Es gibt hier einen hohen Aussichtsturm, mit verglasten Aussenfahrstühlen, die Bootsfahrt bis ran an den Wasserfall, eine Überquerung des Flusses in einer Art Seilbahn uvm... Nur reichte die Zeit nicht um alles zu sehen, was mich interessiert hätte.

Die Stadt Niagara hat übrigens auch einen sehr kitschigen Stadtteil zu bieten. Hier gibt es jeden Kitsch, den das Herz begehrt. Es hatte was von Jahrmarktstimmung. War aber ganz schön voll und somit nicht wirklich einladend. Nada para mi.

Dieser Tag war definitiv sehr schön. Etwas schweren Herzen ging es nach Toronto zurück. Hier entdeckte ich vor der Rückgabe des Mietwagens voller Freude günstige Benzinpreise. Von wegen! Hier berechnet man in Liter und man verlangte für jeden 1,32 CAD. Aua! Eine schöne Überraschung wartete auf dem Hotelzimmer. Der verschwundene Koffer war da und man brachte ihn direkt aufs Zimmer. So konnte ich mich gescheit frisch machen und danach ein Sushi-Restaurant suchen.

Der Weg war nicht weit. Toronto ist voll von Suhi-Restaurants. Eines war gleich um die Ecke vom Hotel. Das Preis/Leistungsverhältnis war super! Es war schon recht spät, als ich das Restaurant verlies, aber dennoch sehr hell draussen. Das war ungewöhnlich. In Neu Mexiko geht die Sonne schon gegen 20 Uhr unter und in Toronto war es noch so hell wie am Nachmittag.

In einer kleinen Drogerie, die 24/7 geöffnet hat, fand ich Ü-Eier! Seit 2008 hatte ich diese nicht mehr gesehen. In den USA sind sie ja verboten, weil Lebensmittel (Schokolade) nicht zusammen mit Spielzeug verkauft werden darf.

Also wurden ein paar Eier für „günstige“ 1,49 CAD plus etwa 12 % Tax gekauft. Teuer, aber sehr lecker! Aufgrund der recht kurzen Nacht am Vortag ging es relativ früh (vor Mitternacht) ins Bett. Für den nächsten Tag stand Ausschlafen auf dem Plan und ein Ausflug auf die Inseln vor Toronto.

Im Delta-Chelsea-Inn gibt es im Erdgeschoss verschiedene Restaurants, eines hat von morgens bis abends durchgehend geöffnet. Es gibt alles, was man sich denken kann, ausser einen gescheiten Wurstaufschnitt. Aber so ein Omelette ist natürlich auch nicht zu verachten. Dazu einen Kaffee und der Tag kann anfangen. An meinen Tisch gesellte sich ein gesprächiger Kanadier, der mir ein paar Tipps für Toronto gab. Als ich ihn am Geldautomaten 15 Minuten nach unserem Frühstück wieder sah, erkannte er mich allerdings nicht mehr. Und vor lauter Gedankenverlorenheit lies ich meinen Kaffee zum Mitnehmen auf dem Automaten stehen. Für Postkarten und Briefmarken musste ich das Hotel auch nicht verlassen. Dort gab es sogar vorfrankierte Postkarten, die man international verschicken konnte. Auf der gängigen Briefmarke für das Ausland war ein niedlicher Eisbär. Ich dachte zuerst an Knut, aber der Polarbär ist ja in Kanada heimisch.

Es war an diesem Morgen etwas sonniger als am Vortag, wunderbare Gelegenheit für einen Spaziergang über die Inseln, die vor Toronto liegen. Da der Himmel aber nicht 100 % klar war, blieb der CN-Tower heute wieder unbesucht. Mit dem Schiff, 6.50 CAD für hin und zurück, gelangt man innerhalb von etwa einer halben Stunde über den Ontariosee zu den Inseln. Man hat eine herrliche Sicht auf Toronto, sicherlich auch nachts eine sehr schöne Kulisse. Es gibt drei Möglichkeiten auf die Inselgruppe, die aus insgesamt acht Inseln besteht, vor der Stadt zu gelangen. Ward’s Island (die wohl schönste von allen), Center Island und Hanlan’s Point.

Ich entschied mich für Hanland’s Point, da war der Besucherandrang auch nicht so groß. Wir waren etwa 10 Passagiere auf dem Boot. Gleich nach der Ankunft bot sich eine fast schon unbekannte Umgebung. Wiesen und Bäume soweit das Auge reicht.

Das Betreten des Rasens wurde strengstens gefordert! Das war an dem Tag auch gut so, denn es fand ein Marathon statt. Sicherlich schön vom Klima her, aber endlos oft im Kreis laufen bis man 42 Km zusammen hat, ist bestimmt irgendwann langweilig. Es dauerte aber nicht lang und kein Mensch war mehr zu sehen. Ich war allein. Am Strand. Auf dem Wanderweg. Auf der Wiese. Einfach schön. Kein Lärm. Nur Natur. Das blieb etwa eine Stunde so. Unterwegs liessen sich nur ein paar Eichhörnchen, Möven und Schwäne blicken.

Wenn man das Ende von Hanlan’s Point erreicht hat, wird es schon bunter. Hier und da ein kleiner Eisstand und seltsame Washrooms. Lebt man eine Weile in den USA, kennt man nur Restrooms. Aber ein freundlicher Kellner wieß mich darauf hin, was sich wirklich in diesen Räumen befand. *lol* Die Hauptinsel (Center Island) ist ein kleiner Vergügungspark. Eher was für kleine Kinder in Begleitung ihrer Eltern. Die Wasserbrunnenanlage war leider nicht funktionstüchtig, die Wasserspiele hätten bestimmt gut ausgeschaut. Das einzige Highlight für war eine spendierte Pepsi, der Kellner lies zu lange auf sich warten und meinte, das ginge auf seine Rechnung. Auch schön. Nachdem ich an ungefähr 10 Eis-Ständen achtlos vorbeigelaufen bin, gönnte ich mir dann doch ein Eis. Kann ja nicht so teuer sein. Aber dann sagte die nette Verkäuferin, dass die süße Sünde 5 CAD kostet. Ist das nicht ein bischen viel?

Als nächstes wartetet ein Steg, der ein paar 100 Meter am Ufer des Ontario entlang führt. Es war kaum was los, aber Wolken und Wind zogen auf. Die frische Luft tat gut und es war fast so wie an der Nord- oder Ostsee. Vom Steg führt in ein Wohnviertel auf den Inseln. Hier gibt es auch ein paar Restaurants, entsprechend gut besucht. Hunger meldete sich aber nicht und so schlenderte ich weiter und kam schließlich am anderen äußeren Ende der Inselgruppe an. Das nächste Schiff lies auch nicht lange auf sich warten. Es ging zurück nach Toronto und eine Erkundungstour durch Downtown stand an.

Im alten Posthaus kann man noch die Good Old Days erleben. Es ist original erhalten, schaut recht unscheinbar aus, hat aber wunderbares Flair und bietet somit eine willkommene Abwechslung für die Augen, die in Toronto sonst nur Großstadtgebäude zu sehen bekommen. Man betritt zunächst einen klimatisierten Raum (das gab es damals wohl kaum) und fühlt sich wie in einem Museum. Die Ausstattung wird möglichst sehr original erhalten und genutzt. Die Frau an der Kasse wollte kein Eintrittsgeld. Eine Spendenbox stand dennoch bereit. Diese wurde mit 1 CAD gefüttert. Es wird in den Räumen eine kleine Ausstellung gezeigt, die Einblick in die Geschichte der städtischen Post gewährt. Am schönsten aber ist das Briefeschreiben wie vor über 100 Jahren. Man bekommt Federn und ein Tintenfass, Papier, wie es damals hergestellt wurde, Sand zum Trocknen der Tinte und Siegellack gereicht. Für 1 CAD kritzelte ich einen kleinen Brief zusammen. Ein anderer Tourist beobachtete mich, las meinen Brief und merkte, dass ich Deutsche bin. Aber ich schrieb ja nichts geheimes. Früher war es übrigens so, dass dieser Raum, in dem das altmodische Schreiben geübt wird, tatsächlich ein Leseraum war. Daheim gab es kaum Licht und man wusste nicht, wann man wieder die Möglichkeit hatte einen Brief zu schreiben und abzuschicken. Briefe empfangen, lesen und beantworten fand meist während nur eines Besuches in der Post statt. Wer nicht lesen und schreiben konnte, bekam gegen einen Obolus auch hier Hilfe. Papier war damals ebenso sehr teuer. So war der Brief auch gleichzeitig Umschlag und es wurde kreuz und quer auf dem Blatt Papier geschrieben. Zum Schluß entsprechend gefaltet und gesiegelt, mit einer Adresse und Briefmarke versehen und abgeschickt. Ich fand eine Kate und William Briefmarke und bekam einen riesigen Stempel darauf. Angekommen ist der Brief übrigens trotz eines kleinen Fehlers in der PLZ, nur das Siegel war nicht mehr dran.

Es gab noch weitere historische Gebäude, die besucht werden wollten. Aber erst stand eine Erfrischung an. Zum Glück gibt es fast an jeder Ecke einen Starbucks und ähnliche Caféhäuser. Verdursten unmöglich. In einigen wenigen staatlichen Gebäuden war Tag der Offenen Tür. Entsprechend viele Besucher waren vor Ort. Am Campbell Haus stand eine wahnsinnig lange Schlange und man konnte von aussen schon sehen, dass die Besucher sich im Haus stapelten. Den Spaß lies ich mir entgehen, aufgrund seltsamer Öffnungszeiten ergab sich auch keine weitere Möglichkeit auf einen Besuch dieses Hauses.

Gleich gegenüber steht die Osgoode Hall, eine historische Rechtsschule.

Eintritt kostenlos, in verschiedenen Räumen standen hilfsbereite Volunteers zur Seite. Wer wollte konnte sich in richterlicher Robe fotografieren lassen. Am besten gefallen hat mir die Bibliothek und der Lesesaal.

Auf dem Weg zum Stadthaus begegnet man einer Winston Churchill Statue.

Leider befand sich hier alles in einer Bauphase und es sah nicht sehr einladend aus. Das Stadthaus wurde in den 1960 gebaut. Die Wasserbrunnenanlage vor dem Haus war leider auch nicht intakt. Auf eine Führung bestand ich nicht. Ein Gebäude weiter befindet sich das alte Stadthaus.

Ein sehr schönes Gebäude, gefällt viel besser als der moderne Neubau. Doch es sollte gleich geschlossen werden und so dauerte der Aufenthalt nicht lang. Was solls. Auf ins Eaton Center. Benannt nach dem Besitzer des ersten Geschäftes in diesem Stadtteil. Es ist riesig und erstreckt sich über mehrere Gebäude, die mit einander unter- und überirdisch verbunden sind, und Straßenzüge. Ebenso heimisch ist hier die 1620 gegründete Hudson Bay Company. I love history!

Jetzt war natürlich durch Geschäfte bummeln angesagt. Erste Anlaufstelle ein Küchengeschäft, wo es alles gab, was man in der Küche braucht und nicht braucht. Hier lief ich einer alten Bekannten über den Weg. Sie stand im Bücherregal.

Julia Child – The Way To Cook. Das Buch werde ich mir wohl zulegen. Ich mochte den Film über sie, kann aber mit ihrem originalem Kochbuch nichts anfangen, zu groß, zu umständlich, zu trocken ... Das letzte HRC meiner Reise war auch in der Nähe. Hier habe ich auch wieder gut eingekauft, auch für andere. Der Koffer war richtig schön voll, aber ich war noch unter der Zolleinfuhrgrenze. Für Amerikaner beträgt diese etwa 800 USD, für Touristen, was ich ja in den USA zum Glück nicht bin, angeblich nur 70 USD... Unglaublich. Nachdem es abends wieder leckeres Sushi gab, war ich noch in einer Drogerie. Die Produkte sind den amerikanischen sehr ähnlich. Es gibt aber auch deutsche, bzw. europäische. Die Serie Balea gibt es auch in Kanada, vermute mal, dass sie von hier aus (oder China?) nach Deutschland exportiert wird. Die Preise waren unschlagbar, ich habe mir nur eine kleine Flasche Lotion gekauf und wieder Überraschungseier! *lecker*

Der nächste Tag stand im Zeichen von Museen und China Town. Die Füße hatten wieder einiges zu tun. Alle Wege führen nach Rom, sag man. Meiner führte tatsächlich dorthin, allerdings handelte es sich um ein Museum. Bei vorhandener Ruhe könnte man hier Tage verbringen. Doch an jenem Montag war das Museum proppevoll. Es gab Ausstellungen über Wasser (sehr schön!!!), Afrika, Indien, Europa usw... Irgendwie war es ein bunt gemischter Haufen. Am interessantesten war die Abteilung Dinosaurier.

Große, kleine, dicke und dünne, fliegende und schwimmende. Fast alles vorhanden. Manche waren komplett echt, bei anderen musste man mit künstlichen Knochen nachhelfen, um ein vollständiges Skelett zu zeigen. Ein paar Fundstücke aus Deutschland waren auch dabei. Ganz oben im Museum war noch eine schöne Fotoausstellung. Aber ansonsten bin ich wirklich nur durchgerast. Ich hatte den Schnabel voll von „Psssssssssst“, Kreischerei, Trampelei und lautem Geplapper. Man fühlte sich wie auf einem Schulhof. So war ich nach 4 Stunden wieder draussen. Für ein Museum dieser Größe ist das ein Witz. So war aber noch Zeit für einen Schlossbesuch. Und dieses erinnerte sehr an Neuengland, nur die lispelnde Touristenführerin hat gefehlt. *insiderwitz*

Schloss! Es ist wirklich eines! Der Name: Casa Loma. Ein Mann, Sir Henry Pellatt, mit zuviel Geld lies es sich 1911 – 1914 für 3,5 Millionen CAD bauen, verlies es aber knapp 10 Jahre später, weil er durch Spekulationen und Wirtschaftskrise in die Miesen geriet. Zunächst wurde das Schloss teilweise versteigert und als Hotel genutzt. Seit 1933 besitzt es die Stadt Toronto und seit 1937 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Vieles in den ehemaligen Privatgemächern ist noch original.

Der Garten war zauberhaft grün mit Wassersbrunnen. Sanccussi im Kleinformat.

Im Keller des Schlosses befindet sich sogar ein Swimmingpool. Der war allerdings nicht im Betrieb. Die Tür zum Schwimmbad stand offen, aber es roch unangenehm und es war gruselig finster. Ein Gift-Shop und ein kleines Café dürfen in so einem Schloss natürlich nicht fehlen. Man kann sich drinnen, auf der Terasse oder im Garten stärken.

Nächstes Ziel: Chinatown. Das Stadtviertel war sehr überfüllt. Nicht nur die Straßen waren recht belebt, die Fußgängerzone war teilweise Fußweg und Markt. Viele kleine Geschäfte hatten Waren draussen aufgebaut. Dazu kam noch der Feierabendverkehr und die Hitze. Nur Asiaten waren kaum zu sehen – komisch. Kein Platz zum Wohlfühlen. Nächste Station: Eaton Center, wiedermal. Hier zog mich ein riesiger Buchladen in seinen Bann, wo ich in der Yoga-, Kochbuch- und Reiseführerabteilung verweilte. Neben den Yoga-Büchern steht ein Regal mit notwendigem Zubehör für diesen Sport. Die Kochbücher wurden nur fotografiert, denn die Koffer waren eh schon voll und mit den Büchern wäre das zu schwer geworden. Besonders interessant war aber auch die schon erwähnte Reiseführerabteilung. Unglaublich viele Reiseführer für Europa, habe ich so noch nie gesehen auf dem nordamerikanischen Kontinent, unglaublicher, was man hier so alles über Deutschland findet. Wir Deutsche wären ein Volk, was nicht gerne lacht und Regelbrecher hasst.

Naja, alle anderen mögen es wohl, wenn man sich nicht an Regeln und Gesetze hält...

Im Eaton Center gibt es so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Ausser Autos und Möbel. Es ist alles unheimlich groß und das Center zieht sich in die Länge. Aber dennoch geht alles seinen Gang, genug Sicherheitspersonal ist auch vorhanden. Aber genug. Letzter Tag. Langes Bad und Abschiedsessen beim Sushi-Restaurant waren ein schöner Abschluss.

Am nächsten Morgen war die Aussenterasse des Hotels geöffnet und so konnte ich ein schönes Frühstück unter freiem Himmel genießen. Es gab noch einen Verdauungsspaziergang um den Block und dann wartete auch schon das Taxi. Am Flughafen klappte auf der Rückreise fast alles. Unverständlicher Weise verlangte man hier eine Gebühr für das Gepäck. American Airlines würde nur für den einfachen Weg das Gepäck berechnen. Als ob man das auf dem Rückweg nicht mehr brauchen würde!!! Ich behielt meine Gedanken für mich, wollte heile nach Hause kommen, und zahlte meine 25 USD. Nach der Kontrolle mit den grimmigen Zollangestellten gab es noch ein Abschieds-Ü-Ei. Die Flieger starteten und landeten pünktlich. In Dalles gab es in einem Restaurant leckeren Fisch und Chips, so wurde die Wartezeit verkürzt und ich konnte gestärkt nach El Paso fliegen. Mein Auto stand noch auf dem Long-Term-Parkplatz und funktionierte noch. Bei so einem alten Auto weiß man nie. Dieser Kurzurlaub war toll und ich werde noch einige Zeit davon zehren.

1 Kommentar:

  1. 1,32 CAD für den Liter Sprit ist doch günstig.
    Aktuell in Deutschland: 1,55 - 1,60 € pro Liter

    AntwortenLöschen